Warum fühlt sich Liebeskummer wie ein Entzug an?

Eine Trennung kann sich anfühlen wie ein kalter Entzug – und das ist wissenschaftlich belegt. Während einer Beziehung werden im Gehirn Glückshormone wie Dopamin und das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, die uns Nähe, Geborgenheit und Euphorie schenken. Fällt diese Quelle plötzlich weg, sinkt der Dopaminspiegel rapide, während Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin steigen. Die Folge: Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, innere Unruhe, Herzrasen, Konzentrationsprobleme und tiefe Traurigkeit. Manche spüren sogar körperliche Schmerzen, Herzklopfen oder Atemnot – all das sind typische Entzugserscheinungen, die zeigen, wie stark unser Körper und unsere Psyche auf das abrupte Ende einer emotionalen Bindung reagieren.

Die emotionale Achterbahn nach dem Beziehungs-Aus

Nach einer Trennung schwanken die Gefühle oft zwischen Hoffnung, Wut, Sehnsucht und Verzweiflung. Viele Menschen glorifizieren den oder die Ex, erinnern sich nur an die schönen Momente und blenden die schwierigen Seiten der Beziehung aus. Die Gedanken kreisen ständig um den verlorenen Menschen, Social Media wird zum Spionage-Tool und jeder Blick aufs Handy bringt neue Unruhe. Das alles ist Teil des „Entzugs“ – denn unser Gehirn verlangt nach dem gewohnten Belohnungscocktail, der plötzlich fehlt.

Was hilft wirklich gegen Entzugserscheinungen nach einer Trennung?

Abstand schaffen und Kontakt reduzieren
Der wichtigste Schritt: Schaffe Abstand zu deinem Ex-Partner. Räume Erinnerungsstücke weg, lösche die Nummer, entfolge auf Social Media und meide gemeinsame Lieblingsorte. Je weniger du in Versuchung gerätst, Kontakt aufzunehmen oder dich mit alten Nachrichten zu beschäftigen, desto leichter kann der emotionale Entzug abklingen.

Gefühle zulassen 
Erlaube dir, traurig, wütend oder enttäuscht zu sein. Liebeskummer ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein normaler Prozess der Verarbeitung. Unterdrücke deine Emotionen nicht, sondern gib ihnen Raum – ob durch Weinen, Schreiben, Reden oder kreative Aktivitäten.

Selbstfürsorge und neue Routinen
Jetzt ist die Zeit, dich um dich selbst zu kümmern. Gönn dir kleine Auszeiten, achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung. Überlege, welche Interessen oder Hobbys du vielleicht in der Beziehung vernachlässigt hast, und bring frischen Wind in deinen Alltag.Selbstfürsorge hilft dir, das eigene Wohlbefinden zu stärken und wieder mehr Lebensfreude zu spüren.

Bindungen nach einer Trennung neu aufbauen: Sich anderen mitteilen
Nach einer Trennung fühlen sich viele Menschen zunächst isoliert und innerlich leer. Das Gefühl, plötzlich ohne den vertrauten Partner dazustehen, kann schmerzhaft und verunsichernd sein. Doch gerade jetzt ist es besonders wichtig, Bindungen zu anderen Menschen bewusst zu reaktivieren und sich nicht in den eigenen Rückzug zu verlieren. Vielleicht fällt es dir anfangs schwer, dich zu öffnen oder anderen von deinem Schmerz zu erzählen. Doch soziale Kontakte sind ein zentraler Schlüssel auf dem Weg zur Heilung. Sprich mitFreund:innen, Familie oder vertrauten Menschen über das, was dich bewegt – auch wenn es Überwindung kostet.

Radikale Akzeptanz
Radikale Akzeptanz ist ein kraftvolles Konzept aus der Psychotherapie, das bedeutet, die Realität – mit all ihren Höhen und Tiefen – vollständig anzunehmen, ohne sie zu verdrängen, zu beschönigen oder dagegen anzukämpfen. Es heißt nicht, alles gutzuheißen oder aufzugeben, sondern die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind: „Okay, so ist es jetzt.“ Gerade in schmerzhaften Lebensphasen, wie nach einer Trennung, bei unerfüllten Beziehungswünschen oder in Momenten großer Enttäuschung, kann radikale Akzeptanz ein Wendepunkt sein. Sie hilft, aus der inneren Abwehr und dem ständigen Kampf gegen das Unveränderliche auszusteigen und wieder Zugang zu den eigenen Ressourcen, zur Kraft und zur Handlungsfähigkeit zu finden.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Wenn der Liebeskummer nicht nachlässt, du anhaltend antriebslos bist, körperliche Symptome, Gedankenkreisen, Schlafstörungen, Panikattacken oder sogar Suizidgedanken auftreten, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen.

Sanfter Neubeginn: Wenn Trennung Zeit braucht und Heilung langsam wächst

Eine Trennung hinterlässt oft eine Leere, die sich nicht einfach mit guten Ratschlägen oder schnellen Lösungen füllen lässt. Vielleicht fühlt es sich an, als würde ein Teil von dir fehlen – als hättest du den Halt verloren, der so lange selbstverständlich war. Es ist ganz normal, dass Schmerz, Sehnsucht und Unsicherheit dich in dieser Zeit begleiten. Manchmal wechseln sich Hoffnung und Verzweiflung ab, manchmal scheint alles stillzustehen.

Du musst nicht sofort wissen, wie es weitergeht. Es braucht Zeit, um zu begreifen, was geschehen ist, und um all die widersprüchlichen Gefühle zuzulassen, die jetzt in dir aufsteigen. Erlaube dir, traurig zu sein, wütend, erleichtert oder auch einfach nur erschöpft. All das darf sein. Die Wunde, die eine Trennung schlägt, heilt nicht über Nacht – und das ist in Ordnung.

Mit der Zeit wirst du spüren, dass der Schmerz langsam nachlässt. Vielleicht entdeckst du kleine Momente, in denen du wieder lachst oder dich neugierig auf das Leben fühlst. Schritt für Schritt kannst du dich neu kennenlernen, herausfinden, was dir guttut, und dich selbst mit mehr Mitgefühl betrachten. Es ist kein Wettbewerb, kein Rennen – sondern ein Weg, auf dem du dich immer wieder neu erfinden darfst, in deinem eigenen Tempo.

Du bist nicht allein mit deinem Schmerz. Und irgendwann, wenn du bereit bist, wirst du spüren, dass auch aus dieser Erfahrung etwas Neues wachsen kann – ganz langsam, aber beständig.

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Ein Artikel von

Tara

Psychologische Psychotherapeutin und Mitgründerin von Herzrise. In meiner Praxis begegnete ich immer wieder Menschen, die sich emotional gefangen fühlen und oft nicht wissen, wie sie diesen Kreislauf durchbrechen können. Mein Ziel ist es, gemeinsam Wege zu finden, die aus emotionalen Verstrickungen befreien.

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